For the Record: Appendix to Modern Dance Reviews by Petr Karlovsky

For The Record: from 2005 to 2008

Archive of my unsystematic memory refresher till May 2009, in German and English. See current version for more information. Since 2009 all texts are in English. Content is free according to Creative Commons License.
Petr Karlovsky

Continuation 2009: For The Record 2009...

Luchino Visconti: Tod in Venedig (1970)

April 2008, Technische Sammlungen.

Nach dem gleichnamigen Roman von Tomas Mann. Die fatale Obsession des Professors von Aschenbach für den polnischen Jungen Tadzio wurzelt in einem Erlebnis des Schriftstellers: Als Thomas Mann 36 Jahre alt war, verfiel er in Venedig einem elfjährigen Jüngling. Details sind nicht bekannt, weil er seine Tagebücher aus dieser Zeit vernichtete.

Von Aschenbachs Anziehung zum Tadzio wird im Roman zunächst als ästhetische Faszination eines Gelehrten geschildert. Er vergleicht den Körper des Jungen mit altgriechischen Statuen und schwärmt von der Vollkommenheit seiner Form. Visconti übernimmt den Text, der Begehrung gibt er jedoch vom Anfang an einen sinnlichen, fast anrüchigen Charakter - etwa in der Art, wie von Aschenbach mit einem Finger über seinen Mund fährt, wenn er den Jungen belauert, und in der die Körperteile des Jüngligs streifenden Kameraführung.

Die Verfilmung enthält zwei erstaunliche Schwachstellen, in denen Visconti von der Vorlage abwich. Zunächst ist es eine Szene, in der Tadzio vor dem Klavier sitzt und quasi Beethovens Für Elise spielt (es bleibt unklar, ob er es wirklich oder nur in Aschenbachs Fantasie tut). Dazu hat Visconti als Rückblende den Besuch des Komponisten bei einer Prostituierte gezeigt, die ihm eben dieses Stück Kindermusik vorspielte. Auch die netten Vulgaritäten, die er sich dazu ausgedacht hat, können die schlechte Idee nicht wettmachen: Wie konnte einem der größten Filmemacher Europas eine solche Banalität unterlaufen! Die zweite Schwäche hängt mit der Umwandlung des Schriftstellers (Roman) in einen Komponisten (Film), der mit einem Kollegen pseudointellektuelle Streitgespräche über die künstlerische Freiheit und Moral führt. Diese sind flach und unglaubhaft, ihre emotionale Beladung wirkt aufgesetzt und das Thema, welches als Abstraktion des Dilemmas von Aschenbachs Beziehung zu Tadzio gesehen werden kann, wird von den Kontrahenten fast wie in einer Parodie behandelt.

Die wunderbar altmodischen Sätze kamen mir extrem lang vor. Tatsächlich war die Satzlänge im ersten Teil des Romans 40.9 Wörter, dann wurden die Sätze immer kürzer. (Dazu füttert man ein Perl-Script mit dem Text aus Projekt Gutenberg. Der Durchschnitt für deutsche literarische Texte beträgt 18 Wörter.) Visconti hält sich an die Vorlage, nur selten ergänzt er die Dialoge. Als ein Friseur dem der Eitelkeit verfallenden Aschenbach verspricht, ihm seine "natürliche Haarfarbe" zurück zu geben, fragt dieser: "Und wie?" Im Roman bleibt seine Frage unbeantwortet, im Film hört man "Das überlassen sie mir". Die Szenen um das Schminken zeigen die Handschrift des großen Meisters. Der Lippenstift wird wie bei einem Toten vor der Bestattung aufgetragen, und so wirkt von Aschenbachs blass gepudertes Gesicht auch. Beim Sterben rinnt ihm mit dem Schweiß ein Tropfen schwarzer Haarfarbe über die Wange. Was hat sich wohl Thomas Mann gedacht, als er seine Erinnerung an Wladislaw mit dem unausweichlichen Verfall und Tod verknüpfte...

 

Kunsthaus Dresden: Kopfkino

Kunsthaus Dresden: Kopfkino

April 2008.

Rechts: Eine Installation zu Kafkas Verwandlung im Keller des Hauses, Zutritt mit Taschenlampe.

Unten: Comics, Radierungen und Papierschnitte. Zeichnungen aus Marjane Satrapi's Persepolis, die wir vor kurzem im Programmkino Ost sahen, wurden von außen auf die Fenster aufgeklebt.

Kunsthaus Dresden: Kopfkino Kunsthaus Dresden: Kopfkino

 

Sax Allemande plays Bach:
Goldberg-Variationen and Inventionen BWV 787–801

Kaufmannskirche Erfurt, 22 March 2008

Frank Schüssler: Soprano saxophone
Arend Hastedt: Alto saxophone
Markus Maier: Baritone saxophone

Less than a year ago we visited Erfurt to hear and see Goldberg variations in a choreography of Philip Egli. We liked the piece so much that we flew to St. Gallen a couple of months later to see Egli's Dance in the Cathedral. But JS Bach on saxophons must sound odd, a report about Sax Allemande's CD commented "it's amazing that the music itself is seemingly indestructible", which was not encouraging either.

The concert began at 10 pm and the temperature inside the church under renovation was about 10°C. Would we endure it for 90 minutes? I really pitied the musicians who came on stage in thin black suits.

The introductory part sounded odd to me, indeed. Slow and unfamiliar, the sound felt tedious as if the musicians were struggling with the cold. (My wife disagrees, she liked it from the beginning.) But with each variation the uncomfortable impression faded. One reason was that the technique of Sax Allemande is impeccable. Fast parts were played at a speed we are used to from piano, not a single not was left out of the ornaments. (Which I found unnecessary, by the way; even organists take more liberty when dealing with pieces written for harpsichord.) More importantly, however, was that as we adjusted to the sound, the virtue of playing counterpoint on brass instruments became apparent. Yes, I am saying that for Bach's polyphony, saxophones might be more appropriate than piano. Each voice stands out by its color and is played by a different person, you never achieve this independency on a piano with its single keyboard nor on a two-manual harpsichord. Ligatures of long tones in slow variations, particularly those played by the soprano, came out as beautifully tied phrases which plucked- or hit-string instruments principally do not allow. Would Bach like it? I bet! Toward the end of the concert everyone forgot the cold. We did not attend other events of the Thueringer Bachwoche, but the journay to Erfurt was worth it.

Sax Allemande

 

 

Reger Chor Braunschweig

Regerchor Braunschweig
Februar 2008, Braunschweiger Dom

Max Reger: Geistliche Gesänge Op. 110
Leitung: Karl Rathgeber
Max Reger: Choralfantasie Op. 40 Nr. 2
Angelika Credé, Orgel

Bachsche Polyphonie in chromatischer Dimension, kaum ein Takt in den Noten ohne mehrere Vorzeichen. Dazu eine raffinierte Dynamik - mal diffizil abgestuft, mal mit gewaltigen Sprügen, aber nie länger als wenige Sekunden gleich bleibend. Nur in den schnelleren Fugen, die oft in einen Kanon übergehen, wirkte die Akustik des Doms mit ihrem langen Nachhall etwas unvorteilhaft.

Reger Chor Braunschweig

   

Andrej Tarkowski: Solaris (1972)

April 2008, Schauburg

Tarkowski: Solaris

 

Chinesisches Neujahrsfest in Berlin

Szenen aus der Sichuan Oper "An der Weggabelung", Sichuan-Opernhaus Chongqing (links und unten). Sheng, gespielt von Jiang Xianzhong: Hirtenlief vom Hochland (rechts).

Sichuan-Opernhaus Chongqing Sichuan-Opernhaus Chongqing

Jiang Xianzhong spielt Sheng

 

Funchal/Madeira, December 2007

I have not expected to find any dance in this city of 100,000 people around Christmas. The photo below shows such a rare event: amateur groups perform on a stage prepared for the New Year celebration.

Funchal, Madeira

Madeira's museums possess a number of great paintings by Flanders masters, bought by money earned for sugar made from sugar cane and exported to Bruges and Antwerp in the 15th and 16th century. Some of these paintings were copied to decorate the streets.

Funchal, Madeira Funchal, Madeira

New Year in Funchal is most famous by its firework, which this year found its way into Guinness book as the largest New Year's Eve firework in the world. It fired up to 8000-times per minute and costed one million euros. My attempt to capture this spectacle on photos was only moderately successful:

Firework in Funchal, Madeira Firework in Funchal, Madeira

   

Documenta 12, September 2007

(Fotos aus der Darbietung von Trisha Brown Company, die dieses Jahr in Kassel zu sehen war, sind auf auf der Modern Dance Review-Seite untergebracht: Trisha Brown.) Zusätzliche Fotos aus der Documenta: Fotos Documenta 2007.)

Wieder vier Jahre vorbei. Ein Besuch der Documenta 12 lohnte sich wie immer - trotz aller Kritik, die zumindest teilweise angebracht war, deren Heftigkeit ich jedoch für unangemessen halte. Was war dieses Jahr neu und anders: weniger Multimedia und Video, viele ältere Werke und auch manche ältere, bewährte oder bereits ins Abseits geratene Künstler. Weiterhin ein auffällig penibel eingestelltes Verhältnis bei der Vertretung von Kontinenten und Geschlechtern. Manche Künstler, die durchaus verdienten dabei zu sein, waren meinem Empfinden nach mit übermäßig vielen Werken da (Juan Davila - Großgemälde mit historischen Hintergründen im pornographischen Gewand), auf andere hätte man verzichten können (John McCracken - glänzend lackierte geometrische Figuren). Vermutlich war es die Absicht der Kuratoren, dem Besucher wichtige wenn auch abgeschlossene Kapitel der Geschichte ins Gedächtnis zu rufen. Bei manchen Künstlern waren viele Werke im gleichen Stil durch die ganze Ausstellung gestreut, so dass man etwa Davilas wilder Bildhaftigkeit nirgendwo entkam. Andere Werke bildeten thematische Gruppen und Autorendarstellungen, wodurch eine Landschaft von ineinander übergehenden Räumen entstand, durch die Besucher mit Lust auf Entdeckungen wandern konnten.

Das Foto links unten zeigt ein der interessantesten Objekte - ein Mohnfeld, das zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits abgeblüht war. Sanja Ivekovic hat auf den Rasen vor der Ausstellungshalle ein Gemisch aus 90% Klatschmohn und 10% echten Schlafmohn ausgesät. Das Werk hatte natürlich tief politische Hintergründe, es wurde von Gesängen von lesbischen Aktivistinnen aus Zagreb und einem afghanischen Frauenchor begleitet und man dürfte der Künstlerin quasi interaktiv eigene Photos zuschicken, aber auch wenn man das alles nicht mitbekommen hat, freute man sich über die Idee. Rechts ist das Werk "And..." von Sheela Gowda abgebildet, bestehend aus drei roten Kabeln von insgesamt 27 Meter Länge. Fast jede Documenta zeigte ein Objekt dieser Art und ich mag sie. In Neubauten würde man ähnliche Gebilde finden, die vor Fertigstellung der Elektroinstallation von der Decke hängen. Weitere Fotos: Fotos Documenta 2007.

Documenta 12: Sanja Ivekovic - Mohnfeld Documenta 12: Sheela Gowda - And...

   

Bunte Republik Neustadt (Dresden) mit Rico Loop, Juni 2007

Werbung für Looper von Roland wurde zum mitreisenden Konzerterlebnis, als der phänomenale Rico "Loop" die Bunte Republik in seiner Heimatstadt besuchte. Das Photo unten links zeigt, was für mich der Gipfel seiner Darbietung war: Er trank nach und nach eine Flasche Wasser leer und erzeugte dabei Töne unterschiedlicher Höhe, die er im Looper konservierte und zu nicht unbedingt tonaler Musik miteinander vermengte.

Ballets Russes Ballets Russes

   

"Das Rote Gras" in Jazzclub Neue Tonne, April 2007

Das Rote Gras

Photo: Mathias Götz (tb), Karsten Hochapfel (cello) and Adeline Salles (fl). The other four musicians play saxophone, fagott(!), bass and drums.

   

Balletts Russes movie

In 2005 Dan Geller and Dayna Goldfine made this movie as a collage of historical narratives, portraits of dancers, impresarios and financiers, old footage and beautiful s/w photographs. It includes interviews with artists and other witnesses of the era of Daghilev and his followers Colonel de Basil (Ballet Russe de Monte Carlo) and René Blum (Original Ballet Russe) who split the company after Daghilev's death. The movie has a good website with biographies.

Ballets Russes Ballets Russes

Left dancer Yvonne Chouteau, right a scene from Rouge et noir, choreographed by Leonide Massine (promotional material for press).

   

Brno, December 2006

Zorka Saglova: Jak bude po smrti
Zorka Saglova: Jak bude po smrti, 1993.
Photo: The Moravian Gallery, Brno.

Zorka Saglova, exhibition in the Moravian Gallery. Graphic work, a couple of simple sculptures (a cube or rectangular panel with a dozen of small spheres attached to its surface) and photographic documentation of performance art. The latter was plain and harmless, too. For example, supported by a group of long-haired youth, the artist spread 700 diapers over a lawn and abandoned them, or the group threw 500 inflated condoms from a window.

In her graphic work, Saglova's favorite object is rabbit. She stamped large canvases with thousands of rabbits arranged in dizzying spirals. On one painting she appeared to get inspiration from a Chinese myth about Shang Er, a women who flew with a rabbit to the moon to live there forever (after stealing the elixir of life from her husband). On the photo you see half a rabbit in a tender and imaginative drawing which I liked most, entitled "How it will be after the death". It is full of symbolism which you feel to be within your reach, but which slips away in the moment you think you are going to grasp it.

Graphic work of Alena Kucerova. Exhibition in the House of Arts, formerly Divadlo na Provazku. Sheets of metal perforated with rows of small holes, presented as such on a wooden base or used as stamps and masks to generate delicate prints on paper. My favorite: an old wooden plate covered with paper soaked with a brown stain, a couple of horizontal lines drawn with a pencil, some of them reinforced with brass nails.

Carl de Keyzer - Siberian prisons and American religios life. Two sets of documentary photography. God, Inc. (1992): black and white large format photos focusing on sects, bigotry and the role of religion in the US-American society. Zona (2003): A pictorial report from prisons in Siberia (color photos). The analogy between the two themes was obvious, it is hard to say in retrospect which report was more depressing.

Smyslu plne pohovky pro Sigmunda Freuda - the title is a pun, approximately "sofas full of meaning for S. Freud". Exhibition of art work in form of sofas in Design Center Brno. From pieces which could serve as a vanguard furniture to more or less weird objects. Animated "Two virgins" was the extreme (omitted from the printed catalog).

Josef Sudek unknown: Less known photos made before 1930.

G. Verdi: La Traviata. The Janacek Theatre. They placed a light panel above the stage and translated the Italian text into Czech. I am curious whether they are going to divide the panel into Czech and English or German sections in future to satisfy tourists.

Christmas concert in Velke Karlovice

December 2006

Karlovjanky

Velke Karlovice 2006

Above: Female choir "Karlovjanky" sings traditional tunes from Valassko (Moravian Wallachia in Czech Republic).

Left: At night, a mixed choir directed by Pavla Mikeskova played and sang mostly Christmas songs in a beautiful wooden church in Velke Karlovice (on the photo behind a cemetery).

You can listen to two songs (mp3): an old Christmas tune beautifully sang by nine-year old Jitka Kysucanova, and Gregorian chant Ubi Charitas in a popular adaptation for four voices:

Tomas Bican: Photography

Galerie Vaclava Spaly in Prague, December 2006

Tomas Bican Tomas Bican

Tomas Bican used an old panoramatic camera and a higly sensitive B/W film to produce grainy prints with a high contrast, often reducing the brightness scale to just three levels - black, white and light gray. Nearly two meters long prints were produced in a heroic effort in an apartment turned into a darkroom, using an improvised exposition stand and large trays made of cardboard and plastic foil.

The photograph selected rather unspectacular views of streets, backyards, railway passes and under the bridges of Prague, looking for and extracting simplified graphical images of compelling esthetical impact. Although the work can be labeled documentary because he has not manipulated the scenes, and in spite of a social message which one might believe to decipher in the blurred faces and bodies of anonymous pedestrians occasionally caught by the camera, the purpose and strength of the work lies in uncovering and exposing graphical features in scenes which we usually pass by without notice. Rail tracks, signs and arrows, power line wires and abandonded industrial constructions are the photograph's most favorite objects.

A couple of nice ideas distinguished the makup of the exhibition from similar ones. Discarded prints decorated the floor and the making of the photos was described on a poster. Each exhibited photo was accompanies by a small, Polaroid-like documentary shot of the scene, placed at the right corner below the photo and revealing how boring the sceenes appeared to untrained eyes before T. Bican pointed his camera at them.

Luci d'Artista

November 2006, Torino, Italy.

Torino 2006

Torino 2006
Torino 2006

 
Above: Giulio Paolini's work at the ninth revival of the light installation festival Luci d'Artista in Torino. I was told that the artists lives at the end of the street which he has chosen to decorate.  
 
Left: Mario Airo's Cosmometry, constisting of projections of Giordano Bruno's mathematical drawings onto the pavement, with incredible buildings on Piazza Carignano in the background.  
 
Below: Luigi Nervo's Vento Solare (Solar Wind). You have been caught, folks - Richard on the left (or is it Massimo?) and Chiara on the right.  
 
Bottom: Jan Vercruysse's Fontane Luminose. Five narrow containers made of bricks are filled with running water, red light shines through the water and colors the fog which rises above. We did not figure out how the haze was generated. It appeared as if it was emerging from the water surface, but the water was apparently not heated.

Torino 2006

Sergej Eisenstein: Panzerkreuzer Potemkin (1925)

Panzerkreuzer Potemkin
Panzerkreuzer Potemkin
Panzerkreuzer Potemkin

Auch diesen Film haben wir im November 2006 auf dem Murnau-Festival in Bielefeld gesehen (siehe unten). Es war eine Rekonstruktion aus Archivmaterial mit dem Ziel, nahe an die ursprüngliche Fassung zu kommen, daher kam die propagandistische Zielsetzung stärker zum Tragen als bei den früheren, editierten Versionen. Die rot nachgefärbte Fahne habe ich aber leider nicht erwischt, dafür waren die Einblendungen zu kurz.

Es ist auffällig, wie detailtreu der Tod des Anführers Wakulintschuk als religiöses Märtyrertum inszeniert wurde. Die Bevölkerung reagiert genau wie nach dem Ableben eines orthodoxen Patriarchs. Glaubte Eisenstein, dass der Zugang zur Empfindung der Massen nur über einen Ersatz der Religion möglich war?

Die Photos zeigen, wie dramatische Szenen, in denen sich die Geschichte entfaltet, durch ruhige Bilder und meditative Sequenzen unterbrochen werden, um danach wieder mit voller Kraft hervorzutreten. Trotz der primitiven Technik steht die Kameraführung (Eduard Tisse und Vladimir Popov) der aktuellen Filmkunst in nichts nach.

Über die Musik von Rolf Sudmann

Begleitet wurde der Film von Rolf Sudmann und seinem Club der Visionäre, bestehend aus sechs Posaunisten und zwei Schagzeugern. Der Film stand im Vordergrund und die Musik diente als Beigabe zur Untermalung der Geschichte, was bei Stummfilmen heute leider nicht selbstverständlich ist. Die Musik von Rolf Sudmann ist so interessant, dass sie trotzdem mit dem Film um die Aufmerksamkeit der Besucher konkurrierte. Es gab lange Passagen, in denen die Posaunisten asynchron Glissandi spielten, die sie nur spärlich zu eindringlichen Akkorden zusammenführten. Während der Odessa-Szene verteilten sie sich über die ganze Breite der Bühne und drehten sich während des Spielens um ihre Achse. Dadurch kreierte der Komponist den Eindruck von ständig wechselnden Klangquellen. Für die berühmte Szene, in der die Kosaken die Bevölkerung niedermetzeln, die sich auf die Seite der Aufständischen stellte, war der Klanghintergrund schlicht genial.

Die Nacht nach dem Massaker auf der Odessa-Treppe wurde von einem Duett der Schlagzeuger begleitet, bei dem jedoch trotz der Verführung des Stummfilms zur Monotonie kein Rhythmus dominierte. Im Gegenteil, es wurden ständig verschiedene Patterns in schneller Abfolge gewechselt. Wenn auf der Leinwand die Sonne aufging, schlossen sich die Posaunen nach und nach an und die Intensität und Dramatik steigerte sich, der Geschichte folgend.

Sparsame und bedachte Auswahl der Mittel, klarer und kongruenter Stil, welcher der Moderne zuzuordnen ist, und eine zweckmäßige Zurückhaltung dem Film gegenüber: in allen drei Punkten war die Musik von Rolf Sudmann fast das Gegenteil von dem gewaltigen Opus, welches zur Aufführung von Murnaus Film "Der letzte Mann" am Vortag gespielt wurde (siehe unten).

Friedrich Wilhelm Murnau: Der letzte Mann

November 2006, Film & Musik-Fest der F.W. Murnau-Gesellschaft in Bielefeld

Murnau drehte diesen Film im Jahr 1924 mit Emil Jannings, Maly Delschaft, Max W. Hiller und Emilie Kurz in den Hauptrollen. Die Musik zum Film komponierte Bernd Wilden speziell für dieses Festival. Info zum Film

Der Letzte Mann

Vor der Leinwand sieht man die Silhouette von Bernd Wilden, der Hagener Symphoniker dirigiert. Auf dem LCD-Monitor unter dem Dirigentenpult läuft der Film parallel zur Leinwand ab.

Der Letzte Mann Der Letzte Mann

Unser Besuch des Festivals in der Oetker-Halle wird zur Tradition, dieses Jahr waren wir hier bereits zum dritten Mal.

Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens

F. W. Murnau 1921, gespielt in Lumiere in Göttingen mit hervorragender Lifemusik-Begleitung von Trio Glycerin (Tobias Becker, Christoph Becker und Ulrich van der Schoor). Das elektronische Cello von Christoph Becker zauberte gemeinsame mit den Keyboardakkorden tief düstere wie auch sphärisch-ängstliche Klänge, die die Vampirszenen wunderbar untermalten.

Transsylvanians

Juli 2006, beim 4. Inselfest Laubegast

Tatsächlich spielten sie rumänische Volkssongs wie erwartet, aber auch eine Ausleihe aus Bartok. Die Musiker sind Ungarn und Deutsche, ihre punk-rockige Darbietung mit Zigeunerrhythmen nennen sie Speedfolk.

Transsylvanians Transsylvanians

Russell Maliphant: Transmission

Russell Maliphant: Transmission

HAU1 Berlin, März 2006.

Im ersten Teil wurde die Dunkelheit der Bühne nur durch schmale vertikale Lichtsäulen durchstochen (Licht: Michael Hulls), in die Hände und andere Körperteile eintauchen, so dass nie der ganze Körper sichtbar wird. Danach wurde das Duo "Push" gezeigt, welches Maliphant im letzten Jahr für sich selbst und Sylvie Guillem choreografierte. In Berlin wurde es von Alexander Varona und Juliette Barton getanzt. Ein kraftvolles und elegantes Stück, in dem die Tänzer ständig den Zyklus der Entfernung, des Aufeinanderzugehens und des kurzen Verharrens in enger Verbindung wiederholen. Juliette Barton wird dabei oft Alexander Varona in der Höhe gehalten, oder aber sie stützen ihre Körper nur gegeneinander ab (daher "Push").

Abends saßen wir in einer Kneipe direkt unter HAU1. Nach einer Weile erschien dort die Kompanie und bestellte Abendessen. Dabei haben sie, so weit ich es überblicken konnte, das Klischee bestätigt, dass Tänzer sich überwiegend von Gemüse ernähren.

Katja Erfurth: Einsame

Katja Erfurth: Einsame 
Societaetstheater Dresden, März 2006.

Solo vor und hauptsächlich auf einem großen Tisch mit Begleitung von einer Geige, die sich zwischendurch in eine Rock-Gitarre verwandelt.

DUTCH DANCE, TOO: Choreographies of Hans van Manen, Jiri Kylian, Itzik Galili and Paul Lightfoot/Sol Leon

January 2006, Stuttgart Ballet.

Have seen with Ulrike after we met by chance at Rotebühlplatz while attending Erdmann-Rajskis piece "Frau im Quadrat".

Hans van Manen: Kleines Requiem. Music: Henryk Mikolaj Gorecki "Kleines Requiem für eine Polka, op. 66"
Jiri Kylian: Return to a Strange Land. Music: Leos Janacek
Itzik Galili: Mono Lisa Revival. Music: Thomas Höfs, Itzik Galili.
Paul Lightfoot and Sol León: Skew-Whiff Revival. Music: Giaocchino Rossini, Ouverture to "La gazza ladra"
All four pieces are outstanding and the dance was as brillant as one is used to with Stuttgart ballet. "Skew-Whiff Revival" was probably the most funny choreography I have seen.

Alfredo Jaar: In Memoriam

December 2005, Las Palmas. Video installation inspired by the genocide in Rwanda in 1994.

I was impressed even more by Jaar's piece Epilogue (1998), shown during the same exhibiton. It consists of a 3-min projection of the face of Caritas Namazuru, gradually growing in intensity from 1% to 30%, after which the image starts to fade. You can never capture the image fully, though your impression is that it is still there even after the images faced away.

Caritas Namazuru walked 306 km from Rwanda to Zaire in her age of 88 in search for a refuge.

Alfredo Jaar

W.A. Mozart & R.D. Levin: Messe c-Moll

October 2005, Regerchor in der St-Andreas-Kirche in Braunschweig

Bei diesem Konzert haben wir geholfen, Tickets zu verkaufen. Die Fotos stehen auf einer Extra-Seite.

Regerchor in Braunschweig

Cleo Parker Robinson and her company

October 2005, Scottsdale, Arizona

CP Robinson Company Cleo Parker Robinson betreibt seit 1970 in Denver ein Tanzzentrum in der "black dance" Tradition, zu dem neben einer Tanzkompanie auch eine eigene Tanzschule gehört. Links: CP Robinson hat auf der Bühne eine Gruppe von Enthusiasten aus dem Publikum versammelt und mit ihnen zum Rhythmus ihrer Rassel einen improvisierten Regentanz ausgeführt.

CP Robinson Company Links: Eines der einführenden Soli mit starken Posen und dramatischer Beleuchtung, die die Bühne bereits auf die Atmosphäre von Rain Dance vorbereitet.

Unten links: Rain Dance (Choreografie Milton Myers) ist seit zwanzig Jahren ein Markenzeichen der Kompanie. Unten rechts: Ein Streitduo zum Song "I put a spell on you", mit dem nach Screemin' Jay Hawkins auch Bonnie Tyler, Nick Cave, The Who und viele weitere Koryphäen des Pops Erfolg hatten, die verwendete Version stammt vermutlich von Nina Simone.

CP Robinson Company CP Robinson Company

Paul und Paula bei Langer Nacht des Freien Theaters

Paul und Paula 
Frühjahr 2005, Potsdam.

Eine witzige Auseinandersetzung mit dem bitteren Schicksal, welches viele Künstler nach erfolgreichem Studium erwartet: Zwei Jahre Aushilfe bei einer Kompanie, ein Jahr ABM - und danach ist man "frei".

Während sie Paul umtanzt, klappert Paula fröhlich mit ihren Klompen und dazu noch mit zwei Holzstäben, die sie in gekreuzten Händen hinter ihrem Rücken hält. Dann gibt es eine Szene über die Einübung eines Stücks unter unfrendlicher Leitung und eine Anspielung auf die Verlockung, durch eine besonders lukrative Abart des Showtanzes an Geld zu kommen.

Leider werde ich nicht mehr erfahren, ob diese sympatischen Menschen heute tatsächlich "frei" sind oder doch nicht ganz frei.

Language is a virus

Februar 2005, Projekttheater Dresden
Eine Multimedia-Performance nach Motiven von William S. Burroughs.

Language is a virus 
Paregoric Art Orchestra
Texte/ Übersetzungen/ Dramaturgie: Konstantin Jahn
Komposition: Konstantin Svechtarov
Schauspiel: Alexander Aue
Schauspielleitung: Peter Wagner
Graphik und Multimedia: Konrad Behr
Musiker: Sergej Weigandt (as)/ Enno Lange(dr)

Language is a virus

Gospel mit Heike in Göttingen

Heike 
Januar 2005, Göttingen.

In der Michaelis-Kirche treten Gospel-Sängerinnen mit Heike auf!
(Heike ist die Fee unseres Labors".)
 
Heike

 

Petr Karlovsky

 


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